Volksschule Augsburg-Herrenbach

Auszug aus der Augsburger Allgemeinen Zeitung vom 30.07.2009:

„Der Funke springt sofort über

Von Lena Bauer

Herrenbach Lehrerin Karin Große ist beim Anblick ihrer Klasse sichtlich verwundert: „Dass sie nach vier Tagen schon so viel können, hätte ich nie gedacht.“ Drei Stunden täglich trainiert die Klasse zwei Wochen lang mit Tanzpädagoge Christian Beier und seiner Assistentin Sonja Paffrath. Das Ergebnis ist wirklich erstaunlich.
'Die hohe Motivation dieser Klasse hat mich schon überrascht', gesteht Christian Beier. 'Das ist nicht selbstverständlich', weiß er aus Erfahrung. Doch beim Training mit der Klasse 3b ist der Funke sofort übergesprungen. 'Das liegt auch an den beiden Trainern, sie gehen super auf die Kinder ein', lobt Karin Große das Gespann. Außerdem haben die 26 Jungen und Mädchen ein großes Ziel vor Augen: Die Aufführung in der Nürnberger Tafelhalle unter dem Motto 'Kids on Stage'. 'Wo anders hinzufahren und auf einer Bühne aufzutreten ist etwas Großartiges, das haben die meisten noch nie gemacht', erklärt Sonja Paffrath.
Zum zweiten Mal wird in diesem Jahr das Projekt 'Tanz an Bayerns Grundschulen' durchgeführt. Insgesamt 14 bayerische Grundschulklassen nehmen daran teil. Vier Augsburger Klassen wurden dafür ausgewählt, der Andrang war enorm. „Ich bin froh, dass wir mitmachen können“, sagt Karin Große, schließlich tanzt ihre Klasse gern. Der Verein Tanz und Schule hat es sich mit diesem Projekt zum Ziel gesetzt, in den Kindern die Freude an der tänzerischen Bewegung zu wecken und kreative und soziale Kompetenzen auszubauen.
Aus sozial schwächerem Umfeld
Beim Tanzen zeigen sich oft Kinder sehr begabt, die in der Schule eher schwächer sind, beobachtet die Klassenlehrerin. Und Christian Beier kann aus seiner Erfahrung sagen, dass gerade Kinder aus sozial schwächerem Umfeld oft die fitteren sind.
Die Kinder der Klasse 3b sind besonders lebhaft, sie bewegen sich gerne und trainieren sogar eigenständig weiter. 'Die würden bis zum Abend weitermachen und keiner schreit nach einer Pause';, ist Beier verblüfft. Das gilt für Jungen wie Mädchen gleichermaßen. 'Ich denke die Jungs tun sich leichter, wenn ein Mann vortanzt.' Und natürlich liegt es auch am Thema: 'Drinnen und draußen' heißt ein Element der Choreografie, die Trainer und Kinder gemeinsam entwickelt haben. Dabei ahmen die Kinder Bewegungen aus dem Sport tänzerisch nach, wie zum Beispiel Volleyball spielen, hüpfen oder Rad schlagen. Akrobatische Elemente bilden die Schnittstelle zum Sport und fordern das Bewegungstalent der Kinder.
Die neunjährige Mürürret tanzt total gerne, am liebsten Hip-Hop: 'Ich will mal Tänzerin und Zeichnerin werden', verrät sie. Ihre Freundin Jeanine hat schon Cheerleader-Erfahrung und findet, dass Tanzen tausendmal mehr Spaß macht als Unterricht.
Ein Projekt, dass alle glücklich macht, findet auch bei Schulreferent Hermann Köhler große Zustimmung: 'Das Schöne an dem Tanzprojekt mit einer gesamten Klasse ist, dass es die Klasse zusammenschweißt. Die Arbeit ist dadurch viel effektiver als in einer AG mit vereinzelten Interessierten aus verschiedenen Klassen.'
Das Projekt wird vom Kulturfonds Bayern des Bayerischen Kultusministeriums gefördert. Langfristig soll dem stark gestiegenen Interesse der Schulen an Tanzprojekten Rechnung getragen werden, indem entsprechende Finanzierungs- und Organisationsstrukturen aufgebaut werden sollen.“